„Ich bin ein typischer Quartalsüber“

BZ-Interview mit Prof. Xaver Poncette / Liedbegleiter des MGV Concordia am Flügel / Jahreskonzert am 30. März

Heiden (hhk). „Am Flügel sitzt Prof. Xaver Poncette von der Folkwang-Hochschule Essen, ein Virtuose auf seinem Instrument und seit 20 Jahren ein Freund von Otto Groll.“ So oder so ähnlich stand es schon mehrfach in der BZ, wenn über ein Konzert des MGV Concordia Heiden berichtet wurde. Am Sonntag, 30. März, beginnt um 17 Uhr das Jahreskonzert der Concordianer im Vennehof Borken.

Dann sitzt der Professor, der häufig mit dem Motorrad zu den Proben kommt, wieder am Flügel. Redakteur Hubert H. Konert stellte dem Pianisten die Fragen. Am Rande: Der Professor hat den Eindruck, dass das Bewusstsein für den Unterschied zwischen Bildung und Ausbildung an Schulen und Hochschulen verlorengeht.

BZ: Welche Lieder singen Sie besonders gern?

Poncette: Die „Lieblingsmusik“ gibt es für mich absolut nicht. Oft gefällt mir das am Besten, woran ich gerade arbeite. Das Schöne ist die große Vielfalt. Musik kann eben eigentlich alles ausdrücken, was man sich vorstellen kann.

BZ: Ist Ihnen die Musikbegabung in die Wiege gelegt worden?

Poncette: Ich denke schon. Mein Vater war begeisterter Hobbychorsänger. Durch ihn bin ich schon als Jugendlicher mit der Art Repertoire bekannt geworden, die ich jetzt mit Otto zusammen aufführe, und zuweilen gibt es da viele Erinnerungen! Die Mutter spielt auch heute noch etwas Klavier, und mit dem Klavierspielen habe ich schon mit sechs Jahren begonnen; mit acht habe ich dann bei genau so einem Chorkonzert als kleiner Pianist mit einer Soloeinlage mein „Debüt“ gehabt…

BZ: Warum wollten Sie unbedingt Pianist werden?

Poncette: Das Klavier ist das Instrument, mit dem ich mich wirklich ausdrücken kann. Da spielt sicher die Begabung eine große Rolle. Ich habe auch andere Instrumente spielen gelernt Geige und Oboe aber das ging bei Weitem nicht so gut. Es hat mich nur bestätigt, dass das Klavier „mein“ Instrument ist. Ein vergleichbares Gefühl habe ich dann später wieder als Dirigent erlebt, meinem zweiten musikalischen „Standbein“.

BZ: Wie lange üben Sie täglich am Klavier?

Poncette: Ich bin ein typischer „Quartalsüber“; manchmal übe ich wochenlang sehr wenig wenn vor allem dirigentische Aufgaben anstehen manchmal vor schwierigen Konzerten viele Stunden täglich.

BZ: Was bringt Sie auf der Bühne aus der Ruhe?

Poncette: Im Live-Konzert kann ja immer mal was schiefgehen, das ist eine spannende Herausforderung. Was mich aber als Pianist wirklich aus der Ruhe bringen kann, ist ein Flügel, der technisch nicht gut in Ordnung ist, der einfach klanglich und vom Anschlag her nicht macht, was man möchte. Aber im Vennehof steht ja ein hervorragendes Instrument.

BZ: Wer ist Ihnen im Publikum lieber, der Boss-Anzugträger oder der Lederjackenträger?

Poncette: Mir ist jeder Zuhörer lieb, der interessiert an der Musik ist und sich verzaubern lassen möchte; das andere spielt gar keine Rolle.

BZ: Wie feiern Sie Erfolge nach dem Auftritt?

Poncette: Am liebsten beim Zusammensein mit den anderen Künstlern oder auch gerne im Gespräch mit „neugierigen“ Zuhörern bei einem kühlen Bier.

BZ: Was entspannt Sie besonders?

Poncette: Wanderungen mit Frau und Hund und interessanten Gesprächen und dem Fotoapparat.

BZ: Das Duo Groll/Poncette ist im heimischen Raum eine Marke mit Bekanntheitsgrad. Worin liegt Ihr Erfolgsrezept?

Poncette: Wir musizieren jetzt seit fast 20 Jahren mehrmals im Jahr gemeinsam. Das Erfolgsrezept ist ein fast blindes Verständnis für das, was der andere gerade will oder für das Gelingen braucht.

BZ: Sind Sie schon mal auf die Straße gegangen und haben für ein Anliegen demonstriert?

Poncette: Das ist sehr lange her. Lieber versuche ich zu diskutieren als zu demonstrieren.

BZ: Wo und wie verbringen Sie die Ostertage in diesem Jahr?

Poncette: Ich bin dann gerade von einem kurzen Sporturlaub auf Texel zurück dann freue ich mich darauf, dass die Familie mal wieder mit den drei erwachsenen Kindern zusammensein wird.

Borkener Zeitung, 21. März 2008


Aktuell: Professor Xaver Poncette am Klavier in einem Konzert (Foto: Corneel Vogt)


1964: Für Xaver Poncette gilt, Üben übt. (Foto: privat)