Interview mit Otto Groll
„Frederic Chopin war und ist für mich der Klavierkomponist“
Seit 40 Jahren leitet der Dülmener Otto Groll den MGV Concordia Heiden / Die BZ stellt Fragen zum Jubiläumskonzert
Heiden (hhk). Das Jubiläumskonzert des MGV Concordia Heiden unter der Überschrift „40 Jahre Chormusik mit Otto Groll“ beginnt am Sonntag, 19. März, um 17 Uhr in der Stadthalle Vennehof Borken. Als Gäste wirken Vera Fischer und Uwe Buchmann mit. Die Fragen stellte BZ-Redakteur Hubert H. Konert.
BZ: Mit 17 hat man noch Träume. Wovon haben sie damals geträumt, Herr Groll?
Otto Groll: Ich träumte mit 20 Jahren davon, Konzertpianist zu werden. Mein damaliger Klavierlehrer am Münsterschen Konversatorium bestärkte mich darin. Daraus ergab sich ein Konzert mit dem Münsterschen Orchester im Stadttheater, bei dem ich Carl Maria von Webers „Konzertstücke in F-moll“ für Klavier und Orchester spielte. Während meines Studiums an der Kölner Musikhochschule habe ich dann das Berufsziel “ Konzertpianist“ aufgegeben, da ich keinerlei Möglichkeit hatte, ungestört über einen längeren Tageszeitraum zu üben und meine Mutter, sie war zu dem Zeitpunkt schon alleine mit vier Kindern, nicht die finanziellen Möglichkeiten hatte, mir so ein langes Studium zu ermöglichen. Also widmete ich mich ganz dem Studium der Schulmusik, Chorleitung und Mathematik
BZ: Können Sie sich noch an Ihre Studentenjobs erinnern?
Otto Groll: Meine Jobs während der Studentenzeit in Münster und Köln bestanden zum einen in der Klavierbegleitung von Sängern und Instrumentalsolisten, zum anderen im Engagement als Tanzmusiker. Meine damalige fünfköpfige Band „Die Tiberstars“ war in dieser Zeit weithin bekannt.
BZ: Wer sind Ihre positiven Indentikationsfiguren?
Otto Groll: Frederic Chopin war und ist für mich der Klavierkomponist schlechthin, dessen Werke ich immer gern gespielt habe und heute noch spiele. Leonard Bernsteins kompositorisches Werk schätze ich bis auf den heutigen Tag. Beeindruckt bin ich von der unnachahmlichen Art, in der James Last Melodien aus allen Bereichen für seine Bigband zu bearbeiten versteht.
BZ: Was bedeutet Ihnen Heinz-Georg Kramm, den fast alle unter dem Namen “ Heino“ kennen?
Otto Groll: Heinos Musik wird von vielen Menschen geschätzt. Ich denke, wenn einer 30 bis 40 Jahre erfolgreich Konzerte mit volkstümlicher Musik gibt, dann muss da doch etwas dran sein.
BZ: Was treibt Sie besonders an?
Otto Groll: Die immer wieder neue Herausforderung der chorischen Arbeit. Neues zu schreiben und auszuprobieren. Die Arbeit mit den Chören und mit den Menschen. Was anderes habe ich ja in meinen Berufsjahren am Gymnasium auch nicht gemacht. Es mach mir immer wieder Spaß und Freude.
BZ: Auf welche eigenen Leistungen sind Sie besonders stolz?
Otto Groll: Ich freue mich, wenn meine Chöre die Zuhörer begeistern können und Erfolg haben. Stolz, wenn man das so sagen kann, bin ich auf das „Bundesverdienstkreuz am Bande“, das mir für meine kulturelle Arbeit im Hinblick auf die Musik verliehen wurde. Es ist eine Bestätigung meiner chorischen Arbeit, dass der „Quartettverein Bocholt“ und die „Chorgemeinschaft Dülmen“ über viele Jahre den Titel „Meisterchor im Sängerbund NRW“ führen durften. Alle fünf Jahre muss dieser Titel durch eine Prüfung vor anerkannten Musikwissenschaftlern bestätigt werden. Im letzten Jahr wurde dem Bocholter Chor beim Bundesleistungssingen im Vennehof in Borken dieser Titel zum zehnten Mal verliehen, was einmalig in NRW ist.
BZ: Was machen Sie, um sich besonders zu entspannen?
Otto Groll: Wenn es die Zeit zulässt, gehe ich sehr gerne in die Oper, in Konzerte und Musicals. Gestern Abend noch habe ich in der Philharmonie in Essen den russischen Pianisten “ Arcadi Volodos“ bewundern können. Ich entspanne mich bei mittäglichen Spaziergängen, beim Fahrradfahren, im Urlaub, der meine Frau und mich häufig auf die Kanarischen Inseln führt. Ich liebe die Sonne, die Wärme und das unbeschwerte Leben, das den Südländern zu eigen ist.
BZ: Welches Lied singen Sie besonders gerne?
Otto Groll: Es gibt Vieles, was ich im klassischen wie im volkstümlichen Bereich gerne höre und singe; insofern fällt es mir schwer, mich auf ein bestimmtes Werk, eine bestimmte Melodie festzulegen.
BZ: Welche Eigenschaften sollte ein Chorleiter haben?
Otto Groll: Die Eigenschaften, die ein Chorleiter haben sollte, sind vielfältiger Natur. Kenntnisse in der Chorliteratur, der Stimmbildung, der Dirigiertechnik, der Probenarbeit gehören dazu. Ein guter Chorleiter sollte aber auch mit Menschen umgehen können, also pädagogisch vorgebildet sein; er sollte die Fähigkeit besitzen, Probleme im zwischenmenschlichen Bereich erörtern, eventuell lösen können.
BZ: Gibt es einen Auftritt mit dem MGV Concordia Heiden, der Ihnen besonders viel bedeutet hat?
Otto Groll: Von den Auftritten des MGV Concordia Heiden hat mich zum Beispiel das Konzert mit dem russischen Tenor Vadim Korschunov sehr beeindruckt. Außerdem die Gestaltung der Messe im Petersdom anlässlich der Italienreise des Heidener Chores im Jahr 2004. Das waren schon eindrucksvolle Ereignisse.
BZ: Was gibt Ihnen die Musik und das Musizieren?
Otto Groll: Ich lebe ja mit der Musik. Ich spiele Klavier, seit meinem fünften Lebensjahr. Ich liebe die Musik. Sie gibt mir innere Zufriedenheit. Es ist ein unbeschreibliches Glücksgefühl, wenn ein Konzert wunderbar gelungen ist. Ich freue mich, wenn die Zuhörer begeistert sind. Das chorische Musizieren vermittelt mir Freude in der Arbeit mit meinen Sängern. Insofern hat die Chorprobe einen Sinn in sich selbst und dient nicht nur zur Vorbereitung auf Konzertdarbietungen.
Zur Person______________________________________________________
Otto Groll
In Dülmen hat Otto Groll am 12. August 1935 das Licht der Welt erblickt. Bereits 1951 übernahm er die Leitung eines Jugendsingkreises am Städtischen Gymnasium Dülmen. Nach dem Abitur studierte Groll Mathematik und Musik in Münster und Köln, war Referendar in Münster und Dülmen. Die Ernennung zum Studienrat war 1965. Fünf Jahre später wurde er Oberstudienrat.
Seit 1965 dirigiert Groll den MGV Concordia Heiden. 1975 entstand die „Chorgemeinschaft Groll“ – mit mehr als 200 Sängern. Der Komponist und Arrangeur dirigiert neben den Heidenern Chöre in Bocholt, Buldern, Essen und Dülmen.
Groll ist mehrfach ausgezeichnet worden: Bundesverdienstkreuz am Bande (1996); Kulturplakette seiner Heimatstadt Dülmen; Tiel „Chordirektor ADC“ und „Musikdirektor FDB“; Verdienstmedaillen des Deutschen Sängerbundes.
Borkener Zeitung, 17. März 2006